Links & Fragen

In Abhängigkeit von der Problemwahrnehmung und der Dringlichkeit wird die Problemlösung entlang dem „Eskalationsmodell“ bearbeitet. Eskalation bedeutet, dass der Prozess schrittweise eine Stufe nach oben verlagert wird, wenn das Problem dies erfordert. Selbstverständlich können auch Stufen übersprungen werden, beispielsweise dann, wenn von Beginn an klar ist, dass die Hilfe einer Ethikfachperson gewünscht wird, weil das Problem komplex oder kontrovers ist wird. Die Stufen 1, 2 und 3 haben ihren Wert darin, Mitglieder von klinischen Teams zu ermutigen und zu befähigen, eigene ethische Kompetenz zu zeigen.
Stufe 1: Die/der betroffene Mitarbeitende versucht, das Problem mit den in METAP beschriebenen Hilfsmitteln zu identifizieren und für sich allein zu bearbeiten.
Stufe 2: Wenn sich dabei keine Klärung abzeichnet, wird die Sachlage mit einem Mitglied der Steuergruppe, einer in der Anwendung von METAP geschulten Person, besprochen.
Stufe 3: Lässt sich das Problem so nicht lösen, wird eine ethische Fallbesprechung im Behandlungsteam vorbereitet und durchgeführt. Ein von uns empfohlenes, strukturiertes Verfahren mit entsprechenden Hilfsmitteln wird im Buch detailliert beschrieben.
Stufe 4: Es kann, wenn verfügbar, auch eine Ethikberatung durch eine Fachperson in Anspruch genommen werden. Diese wird, je nach den örtlichen Gegebenheiten, von einem Mitglied (oder mehreren) eines Ethikkomitees oder einer Ethikfachperson durchgeführt.

METAP fördert gezielt die Kompetenz von klinisch Tätigen, ethische Probleme wie die Unterbehandlung, aber auch die Übertherapie von Patienten zu erkennen und zu artikulieren. Das ist eine wichtige Voraussetzung für die Qualität der Versorgung. Ausserdem kann so einer Belastung des Personals durch Distress und Burnout vorbeugen.

METAP ist aktuell der einzige uns bekannte Ansatz, der systematisch mehrere verschiedenartige Arbeitsformen miteinander vereint; dies dient dazu, für unterschiedliche Probleme massgeschneiderte – und auch niederschwellige – Strategien anzubieten. Dabei geht es auch – dies ist ein Novum in der klinischen Ethik – gezielt um Schwierigkeiten, die sich beim Einsatz von Ressourcen am Krankenbett stellen, also um Fairness-sensitive Fragen.

In keiner Weise! Sollte dieser Eindruck entstehen, möchten wir diesem gern aktiv entgegen wirken: METAP ist ein Angebot an Mitglieder der verschiedensten Ethik-Strukturen in der Patientenversorgung, das wissenschaftlich gestützte Material in ihre Arbeit einzubauen. Gerade in der Medizin ist wissenschaftliche Fundierung ein wichtiges Qualitätsmerkmal.

Die wissenschaftliche Fundierung von METAP kann dazu beitragen, dass klinische Ethik ernst genommen und als seriös anerkannt wird. Bei der Implementierung von METAP werden die Rahmenbedingungen analysiert und für die praktische Umset-zung von Ethik in die klinische Arbeit berücksichtigt bzw. modifiziert.

METAP wurde in unterschiedlichen Krankenhäusern (universitäre, kantonale, regionale, private, Belegbetten) implementiert. Im Rahmen eines Forschungsprojekts wurde METAP auf verschiedenen Ebenen evaluiert (Produkt-, Struktur-, Prozess-, Ergebnisebene). Dabei haben wir auch ermittelt, welche Faktoren für den Erfolg zentral sind und wie diese gefördert werden können. Die ersten Ergebnisse dieser Untersuchungen zeigen, dass METAP die erwarteten Ziele erreichen kann und dass die Inhalte des Buchs und des Leporellos praxistauglich sind. Die Einführung von METAP bedeutet, einer Innovation den Weg zu öffnen und bereit zu sein, Ethik ernsthaft in der Patientenversorgung umzusetzen (anstelle von Alibi-Handlungen, die viel Motivation und Ressourcen verbrauchen).